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Zeigen von sog. Mohammed-Karikaturen vor Moscheen

OVG Berlin-Brandenburg v. 17.08.2012 – OVG 1 S 117.12 

Sachverhalt
Die „Bürgerbewegung pro Deutschland“ meldete eine Versammlung vor den religiösen Einrichtungen der Antragsteller an und kündigte an, dabei sog. Mohammed-Karikaturen zu zeigen.1 Dagegen suchten die Antragssteller vorläufigen Rechtsschutz bei dem VG Berlin und beantragten, den Antragsgegner zu verpflichten, das Zeigen der Mohammed-Karikaturen während der Versammlung zu untersagen; hilfsweise das Zeigen der Karikaturen in Sichtweise der Moscheen und der Zugangswege zu diesen zu untersagen.2 Als der Antrag erfolglos blieb, wendeten sich die Antragsteller mit einer Beschwerde an das OVG Berlin-Brandenburg.3

Gründe
Die Beschwerde der Antragsteller gegen den Beschluss des VG Berlin wurde zurückgewiesen. Das Zeigen von sog. Mohammed-Karikaturen stelle schon dem Wortlaut nach keine Beschimpfung i.S.v. § 166 StGB dar.4 Außerdem fielen die Karikaturen unter das Grundrecht der Kunstfreiheit nach Art. 5 Abs. 3 GG, dem bei der Bestimmung des Tatbestandmerkmals „Beschimpfen” in § 166 StGB Rechnung getragen werden müsse.5 Darüber hinaus komme der Kunstfreiheit zusammen mit dem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit nach Art. 8 Abs. 1 GG bei der Abwägung mit dem Grundrecht der Religionsfreiheit nach Art. 4 GG des Antragstellers Bedeutung zu.6

Einordnung in die Rechtsprechung
Der Beschluss folgt einer Reihe von ähnlichen Entscheidungen, in denen Auflagen, die das Zeigen von sog. Mohammed-Karikaturen bei Versammlungen untersagten, als rechtswidrig eingeordnet wurden.7 Das Zeigen von „Mohammed-Karikaturen“ während einer Versammlung stelle danach nur dann eine unmittelbare Gefahr i.S.d. § 15 Abs.1 VersG für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bei der Durchführung der Versammlung dar, wenn mit einer solchen Gefahr mit hoher Wahrscheinlichkeit zu rechnen ist, was in den zugrundeliegenden Verfahren nicht angenommen wurde.8 Die Entscheidungen befindet sich im Einklang mit älterer Rechtsprechung, in denen es um Karikaturen mit Bezug zum christlichen Glauben ging, wonach der Tatbestand des § 166 StGB regelmäßig nicht erfüllt ist.9


1 OVG Berlin-Brandenburg v. 17.08.2012 – OVG 1 S 117.12, Rn. 2; VG Berlin v. 16.08.2011 - 1 L 217.12, Rn. 1 f.

2 OVG Berlin-Brandenburg v. 17.08.2012 – OVG 1 S 117.12, Rn. 2; VG Berlin v. 16.08.2011 - 1 L 217.12, Rn. 3-6.

3 VG Berlin v. 16.08.2011 - 1 L 217.12, Rn. 7.

4 OVG Berlin-Brandenburg v. 17.08.2012 – OVG 1 S 117.12, Rn. 3.

5 OVG Berlin-Brandenburg v. 17.08.2012 – OVG 1 S 117.12, Rn. 3.

6 OVG Berlin-Brandenburg v. 17.08.2012 – OVG 1 S 117.12, Rn. 3.

7 VG Minden v. 07.05.2012 – 11 L 302/12, Rn. 5 ff.; VG Arnsberg v. 07.05.2012 – 3 L 336/12, Rn. 12 ff.; VG Aachen v. 08.05.2012 – 6 L 220/12, Rn. 19 ff.

8 VG Minden v. 07.05.2012 – 11 L 302/12, Rn. 9; VG Aachen v. 08.05.2012 – 6 L 220/12, Rn. 19 ff.

9 OLG Köln v. 11.11.1981 – 3 Ss 704/81, Rn. 16; LG Bochum v. 25.08.1988 – 6 Qs 174/8; Heller/Goldbeck, ZUM 2007, 628, 633.


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